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Föhr III. 22–29. September 2024

Nach 5 Föhr-Tages-Ausflügen zwischen 1977 und 2018, und 2 Föhr Urlauben 2022 und 2023, nun Föhr III. Diesmal keine langen Stress-Geschichten, was vorher war, nur soviel: Es war Stress. Warum Föhr ? I und II hatten uns gut gefallen.

Samstag, 21.9.2024 · Die Anreise

ETA : 14.30 Uhr, 475 Km bis Süderbömmelbü an der dänischen Grenze (Sydebømmelby). Radtour wahlweise nach Tønder (DK) oder Seebüll Nolde-Museum. Realisiert davon : nix.

Tatsächlicher Reiseverlauf : Für Staus zwischen dem Ende der A352 und fortlaufend auf der A7 bis hinter Hamburg konnten wir nix, wohl aber für die amateurhafte Ladeplanung. Richtig gewesen wäre Losfahren mit 100%, Nachladen auf die gleiche Menge bei 10%. Das Schneckentempo von max 115 kmh hatten wir bereits auf den 4 letzten Langstrecken mit dem Ford Diesel erprobt, es funktioniert zufriedenstellend.

Dann jedoch machten wir Fehler : Losfahren mit nur 90%. Erster Nachlade-Versuch bereits bei 20%, leider an der internationalen Großraststätte Allertal, wo wir schon oft einen Coffee-to-go gekauft hatten, so auch dieses mal, aber noch nie getankt – so ebenfalls auch dieses mal, denn dort gab es keine Ladestation. Eine halbe Stunde mümmelten wir stattdessen auf unserem Käsebrötchen rum und forschten, wie es weitergehen könnte. Z.B. Rosi’s Autohof bei der Abfahrt Dorfmark. Das Navi wollte gerne den nächsten Stau auf der A7 umfahren und lenkte uns auf die A27 Richtung Bremen. Als es zurück auf die A7 gehen sollte, glaubten wir, es hätte Rosi’s Autohof verschlafen und wir machten einen 180°-U-Turn zu irgendeinem Gewerbegebiet, wo wir Rosi vermuteten. Tatsächlich gab es neben einer Tankstelle, wo 8 Stück 300KW Säulen standen, die aber mit Gittern abgesperrt war, noch eine Doppelsäule neben McDonalds. Die nahmen wir. Schnell freundet man sich wie unter Hundebesitzern mit ähnlichen Leidensgenossen an. Leider gingen wir davon aus, dass sich das Auto den Ladewunsch 100% gemerkt hätte – hat es natürlich nicht. Es war im alten Trott wieder auf 80 runtergesprungen. Außerdem saß der Stecker nicht richtig, was uns erst nach 20 Minuten auffiel. Anscheinend muss ein grünes Licht leuchten, rot reicht nicht. Irgendwann ging es stauig-überfüllt weiter. Aus den Augenwinkeln entdecken wir später den echten Rosi’s Autohof. Das Navi hatte doch recht. Die Fahrräder hinten drauf schlucken reichlich Aerodynamik und verbrauchen zusätzliche Kilowatt – statt 13,8 nun 17,9 Kw/100 Km. Fazit: Immerhin schafften wir eine Over-all-Durchschnitts-Geschwindigkeit von über 55 Km/h inkl. aller Pausen.

Süderbömmelbü (Sydebømmelby)

Ankunftszeit war dann 18 Uhr. Wir checkten ein. Gasthof Tetens war „wie immer“. Zimmer schön nach vorne zur guten alten B5, wie bestellt. Restaurant-Reservierung kein Problem. Nun wollten wir noch wie immer dänischen Stinkkäse kaufen. Im Ort gibt es mehrere dänisch-orientierte Supermärkte, überwiegend mit gigantischen Mengen Süßigkeiten und Alkohol bestückt. In den ersten beiden überzeugte das Käse-Angebot nicht wirklich. Also wanderten wir einen Kilometer nach Norden, fast bis an die Grenze. Bei Fleggaard wurden wir fündig. Es gab zwar nicht den erhofften Riberhus Mellem Lageret, aber irgendwas anderes, siehe Foto. Der kräftige dänische Stinker hat es wirklich in sich, nur was für Profi-Käsefreunde. Er macht, wie Carmen immer sagt, von innen die Kühlschranktür auf. Gierig nahmen wir gleich zwei und sollten 104 Kronen bezahlen. Da wir keine Kronen dabei hatten, tat es auch die umgerechnete Summe Euro. Das entspannte und gemütlichliche Abendessen bei Tetens bot weder Störfälle noch Enttäuschungen. Am nächsten Morgen genossen wir lange vor dem Frühstück im Fenster liegend die zahlreichen durchs Dorf bretternden großen Trecker mit Silage-Anhängern, Kerle mit dicken röhrenden Pickups und in Bussen reisende dänische Senioren. Sogar das Frühstück war gut, reichlich und hatte alles zu bieten: Wurst vom Typ Saucisson sec, Rübenkraut und Fisch. Während der Fahrt nach Dagebüll kam die Sonne raus. Wir hielten an und machten Fotos vom sehr sehr flachen Land, Bilderbuch-Schleswig-Holstein : Weite, Horizont, Windräder.

Sonntag, 22. September 2024

Dagebüll

In Dagebüll kamen wir um 10.05 Uhr an. Unsere gebuchte Abfahrt sollte 12.35 Uhr sein. Der Kerl, der die Fahrkarten abknipste, gewährte uns jedoch schon die Mitfahrt um 10.40 Uhr. So fiel zwar die ausgedehnte Deichwanderung aus, statt dessen kam aber ein Kurzbesuch im Fährterminal von 2004 mit Kaffee und Kuchen infrage. Das Terminal ist modern, nicht übermäßig groß, gemütlich und hat alles, was man sich wünscht – Infotheke, Bistro, Aussichtsplätze. Zu Hause hatten wir uns vorgenommen, den vielen vorhandenen Dagebüll-Fotos keine neuen mehr hinzzufügen. Und doch. Das klare sonnige Wetter zwang uns dazu. Mit den Klängen von Autums leaves in der Version von Eva Cassidy rollten wir bei Niedrigwasser runter an Bord. Dort kam kurze Zeit später ein Anruf von der Ferienagentur Anja Petersen rein : Die Wohnung sei schon bezugsfertig. An Bord lauschten wir innig und gespannt den Ausführungen Kurts, eines lt. Selbstauskunft 86-Jährigen, der elequent, messerscharf und hochgebildet sein Publikum, darunter wir selbst, mit Anekdoten, Weltwissen, Geschichtsdetails und Lokalem unterhielt, mit Schwerpunkt auf Regierungskritik und Militär-Historie. Er sei Leser der Neuen Züricher Zeitung, sagte Kurt. Wir hätten ihn gerne etwas gefragt, kamen aber nicht dazwischen und die 1-stündige Fährpassage hätte zeitlich nicht gereicht.

Kurt. (86), Militärhistoriker und blitzgescheiter Welterklärer

Ankunft

Von der Wohnung existieren keine Fotos, weder per Kamera noch vom Smartphone. Immerhin ist es warm genug, das W-LAN funktioniert gut, und Anja Petersen hatte zur Begrüßung Süßigkeiten und Schokolade aufgetischt, völlig unerwartet. Schnell brachen wir mit dem Fahrrad wieder auf für eine erste Rundtour durchs Dorf. Zunächst fanden wir am Stockmannsweg überraschend die Fischbude, die wir noch von 2023 kannten. Matthias, der Fischbräter erklärte, dass sein Kompagnon im Mai ausgestiegen ist und er nun alleine weitermacht, noch bis Ende Oktober. Wir kauften ihm Kibbeling ab, leider mit der falschen Soße. Am Hafen gerieten wir auf den sonntäglichen Fischmarkt. Fischmarkt ist ein großes Wort für einen touristischen Rummel. Immerhin konnten wir unsere kulinarischen Ansprüche mit einem Crêpe Sucre und einem BMW abrunden, bevor es zu „unserem“ Strand ging, wo das Augenmerk auf der dort befindlichen „Station“ lag. Die Strandbuden Pitschi’s, Lipsi’s, Schaper’s, Syd-Bar, Calypso und Valentino ließen wir dafür gerne liegen.

Die Station

Wir nennes es neutral Die Station. Sie ist zweigeschossig. Unten zur Strandpromenade befinden sich zwei große blaue Tore, hinter denen irgendwas aufbewahrt oder betriebbereit gehalten wird. Oben deutet alles darauf hin, dass es sich um eine – na ja – handelt, oder, wie Lateiner sagen, um ein NAIARIVM. Lichter, Geräusche und eindeutige Türbeschriftungen weisen darauf hin. Zur Strandseite jedoch hat man dem NAIARIVM einen Balkon spendiert, auf dem mittig eine Bank steht, von der aus man einen fantastischen Ausblick hat, getrübt nur durch unsensibel designte Edelstahl-Geländerstangen in störender Höhe. Man blickt auf die Halligen Langeneß und Hooge bis zur Südspitze von Amrum, wo regelmäßig ein prachtvoller Sonnenuntergang inszeniert wird. Diese Bank auf dem Balkon ist unser Lieblingsplatz, unser favorite spot, der für alles entschädigt.

Montag, 23. September 2024

West Coast

Trotz Heraufbeschwörens eines Wetterumschwungs mit furchbarem Herbstwetter war es morgens sofort warm und sonnig. Wir machten ein paar Einkäufe und brachen nach dem Verzehr von Hansen-Brötchen mit dem Fahrrad zum Nieblum-Strand auf – sehr schön dort und doch irgendwie doof. Von dort ging es weiter durch Marsch und Geest nach Utersum. Die architektonische 1980er-Jahre-Ikone „Haus des Gastes“ (wie DDR-Jargon) bot die unveränderte Zeitreise in die eigene späte Jugend. Noch immer lagen im Foyer die Bücher mit aufgedruckten DM-Preisen zum Kauf aus. Auf dem Deich gab es eine längere Pause mit Familienanschluss. Zu uns gesellte sich ein Kerl aus Senden im Münsterland, den man nicht groß fragen musste, Jürgen – so sein mutmaßlicher Name – erzählte von sich aus. Allgemeines Thema und Faszinosum war und ist hier an dieser Stelle die Möglichkeit zur Watt-Wanderung nach Amrum. 10km Länge, mit Durchschreiten von Prielen bis 80 cm Tiefe. Schaffen die meisten locker. Dann kam seine Mutter, die er als „meine Frau“ vorstellte. Mutter war etwas verkniffen, das Gespräch verebbte wie das Meer vor uns, und wir entschuldigten uns für den Rest des Tages. Über Goting und Nieblum ging es nach Hause. Hagebutten- und Sanddorn-Scheußlichkeiten ignorierten wir. Aber: Die niedlich/süße kleine Dorf-Tankstelle in Nieblum, die 2023 noch unter der Marke Star lief, hatte man auf Selbstbedienung unter einem no-Name Label verstümmelt. Das ist wahrscheinlich der Anfang vom Ende. Nach der Mittagsruhe, zur Feierabendzeit gönnten wir uns eine späte Tour nach Wyk mit Einkehr und Absacker bei „Heimathafen“, einer reinrassigen Bar in einer sichtbar ehemaligen Metallwerkstatt. Als Essbares hatten sie auf Anfrage noch nicht mal Erdnüsse, dafür sehr laute nervige Musik vom Typ R&B. Der Sound trieb uns schnell wieder raus. Immerhin lagen zwei Jever 0,3 drin. Mit dem Wirt verabredeten wir uns proforma auf „später“.

Video : Radtour an Bord

Dienstag, 24. September 2024

Radtour nach Amrum

In der Nacht war Regen runtergegangen. Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da. Bis Freitag, hieß es, soll es nun durchregnen. Ab 7.00 Uhr wurde es besser. Wir beschlossen, den Amrum-Tag heute stattfinden zu lassen. Abfahrt 10.35 Uhr, an Bord wenig los. Wir radelten auf das Autodeck und konnten zu unserer großen Freude unbehelligt 3 gute Runden auf dem Vordeck drehen -> siehe Video ! Die letzten 20 Minuten verbrachten wir unter Deck und gönnten uns ein von 2022 mit 4,00 € bepreisten auf nunmehr 3,20 €  abgesenktes Croissant. Es lief also sehr gut. In Amrum bot sich die gwohnte Kulisse aus vorbildhaften 1970er-Jahre-Bausünden. Das Stadtbild sieht so scheiße aus, dass es schon wieder gut ist. Hier macht das Gruseln richtig Spaß.

Behäbig radelten wir im Pulk der anderen Ausflügler Richtung Leuchtturm, Wald und (verblühte) Heide. Ein Wald mitten in der Nordsee, das ist ein starkes Erlebnis. In Norddorf konzentrierten wir uns auf das strikte Abarbeiten der vorgenommenen Programmpunkte. 1.: Fischbrötchen. Kauf an der erprobten Bude am Ortseingang, Verzehr mit Blick auf die einsamen Marschen zwischen Dorf und Nordspitze. 2. Radeln bis zum Landschulheim – wo früher, sehr viel früher, das schaurig-unheimlich-einsame Schwarze Hospiz stand (siehe Einzelbild weiter unten). 3. Rückfahrt über Nebel. Nun hatten wir Gegenwind und die Sonne verschwand. Der Weg wurde unkomfortabler. Bei Friedrichs in Nebel fallen uns immer unvergessliche Erlebnisse ein (damals, seufz !) Die Muscheln gibt es dort nicht mehr, statt dessen die üblichen Fischteller zu gehobenen Preisen. Clausen, den Bäcker von damals, fanden wir nicht. Der Liekedeeler hatte sich nicht weiterentwickelt. Der Anblick beider Ricklefs Häuser (Urlaub 1984, 2001) ließ uns kalt. An der Bucht zwischen Seezeichenhafen und Wittdün hatten wir 2018 eine Wohnung in „Villa Helgoland“, natürlich ein altes Kapitänshaus. Alles entweder Kapitäne oder Fischer gewesen. Unterschied: Fischer hatten Reetdächer. Nun (2024) war auf dem Nachbargrundstück eine zweite alte Kapitänsvilla ganz neu vor der Vollendung. Die Vermarktung schien noch nicht sichtbar angelaufen zu sein, es bleibt spannend. Auf der „oberen Wandelbahn“ in Wittdün mussten wir mit Blick Richtung offenes Meer feststellen, dass auf dem einstmals flachen Kniepsand inzwischen eine veritable, gebirgshohe Dünenlandschaft entstanden war. Gut für den Küstenschutz, schlecht für die Aussicht. Die anschließende Einkehr bei der Inselpraline verlief wie erwartet. Kaffee ok, die Kuchenqualität nicht so, dass man deswegen jetzt zuhause anrufen müsste. Wir wurden um 15.15 Uhr als letzte auf die Fähre gelassen, nachdem diese stinkenden Hafendieseltrecker ganz wichtig irgendwelche Anhänger hin und her gezogen hatten. Nun wurden wir scharf angewiesen, unsere Fahrräder nur an der Wand vor dem ersten Aufgang anlehnend zu parken. Die Crew hatte gewechselt und dirigierte das Boarding sehr streng. An Radtouren auf dem Vor- oder Achterdeck war nicht mehr zu denken. Nach eine angemessenen Pause daheim ging es zu Fuß nochmal in die beginnende Dunkelheit nach Wyk City. Wir lauschten draußen vor dem Kurgartensaal den undeutlich-dumpf heraustretenden Klängen des heute Abend stattfindenden Ulla Meinecke-Konzerts (24 €, Hit: Die Tänzerin, 1983). Es parkten ein paar Fahrräder vor der Tür und der obligatorische CD-Verkaufsstand mit Autogramm-Möglichkeit war noch nicht aufgebaut, das Personal langweilte sich. Beim Restaurant „Alt Wyk“ peilten wir durchs Fenster, ob es Gäste gibt, die sich die Menü-Preise ab 140 € aufwärts antaten. Selbstverständlich, die Bude war voll. Für 140 € gibt es noch keine echtes Sterne-Restaurant, das ist nur gehobene Küche. Ein Schuhgeschäft hatte tolle Sport- und Wanderschuhe von CMP zu bieten. Überhaupt – Föhr hat mit seinem Einzelhandel ein gutes Händchen. Viele attraktive Läden in einem freundlichen Stadtbild. Geht doch.

Das Schwarze Hospiz, 1984

Midweek 25. September 2024

Nach Alkersum ins MKdW

Auch 2024 sollte es nach Alkersum ins Museum Kunst der Westküste gehen. Bei sehr frischem Gegenwind überwanden wir 12 Höhenmeter auf 5 Km Strecke. Im MKdW wurden wir sehr freundlich begrüßt. Ab und zu gibt es solche Erlebnisse ohne jede Spur von Pampigkeit. 3 Ausstellungen wurden gezeigt. Welche, würde jetzt zu weit führen, irgendwelche halt. Für 13 Uhr hatten wir im Museumsrestaurant Grethjens einen Tisch reserviert, und zwar nicht im umgemütlichen Restaurant-Saal, sondern im Durchgang zwischen Küche, Museum, Foyer und Klo. Hört sich schlimm an, ist aber als Aufenthaltserlebnis durchaus zu empfehlen. Wir gönnten uns als Menübegleitung die Föhrer Weinreise. In diesem Fall ein Glas Waalem Weißwein. Im Shop kauften wir noch für unsere Sammlung schwarzer Bleistifte einen schwarzen Bleistift. Dann radelten wir an einer Reetdach-Bushaltestelle vorbei über Nieblum mit der AL-Tankstelle nach Hause, nicht ohne bei Hansen ein Stück Pflaumenkuchen. Am späten Nachmittag erfolgte ein erneuter Aufbruch – wieder zu Fuß nach Wyk. Das geschäftliche und gastronomische Leben bricht zu dieser Jahreszeit bereits ab 17 Uhr in sich zusammen, es wird dann sehr leer und ruhig. Der Aperol-Spritz-Preis liegt stabil bei 6 €. An der Gosch*-Baustelle waren neue Bauzaun-Planen angebracht, auf denen das fertige demnächstige Werk zu sehen ist. Zwei Fähren fuhren nahezu leer nach Dagebüll ab. Wer trägt deren schreckliche Verluste ?

*Fisch-Schnell-Imbiss-Kette mit Sylter Ursprung

Thundersday 26. September 2024

Der Strand-Tag

Vormittags schüttete es, man konnte nicht viel machen. Teilweise fuhren wir mit dem Auto zu REWE, u.a. auf der Suche nach einem Schirm. „Nur 21 €“ hieß es. „Nur“ ist immer der Euphemismus für preisliche Unverschämtheiten. Bei Rossmann fanden wir einen schwarzen für 3,99. Wir hatten richtig, richtig Lust auf die Milchbar**, womöglich gäbe es einen Windbeutel. Selbstverständlich hatte die Milchbar donnerstags geschlossen. Nachmittags wurde das Wetter trockener und sonniger, ein halber Strandtag bot sich an. Bei ca. 5 Bft oder mehr Gegenwind kamen wir bis zum Weingut Waalem und hatten ab dort keine Motivation  und Kraft mehr zum Weiterlaufen. Also wieder zurück nach Hause. Aber pünktlich zum Sonnenuntergang um 19.15 Uhr waren wir wieder vor Ort.

**Ja, hier auch, nicht nur in Norderney

Pfreitag 27. September 2024

Stürmisch

Stürmisch, aber vielleicht noch kein Sturm. Schlecht für die Frisur, tödlich für den Regenschirm, Radfahren im ersten Gang. Wellengang im Wattenmeer. Erster Tageshöhepunkt: Wanderung zu Fuß bis Klein Helgoland, dort vergebliche Ausschau nach einer Speisekarte. Allerdings hatten wir sowieso nicht vor, dort zu essen, zu unterdurchschnittlich war ein entsprechendes Erlebnis 2022 gewesen. Am Hafen nahmen wir rostiges Zeugs in den fotografischen Blick. Lt. Generalplanung stand jetzt noch Bübchens Milchbar auf dem Programmzettel. Doch gerade noch rechtzeitig hatten wir vormittags im Netz Recherchen zur Milchbar angestellt. Sie hat vernichtende Kritiken bei Google und Tripadvisor, und beim vor-der-Tür-Herschleichen sahen wir die Milchbar bereits ungeschminkt in einem anderen Licht. Aus der Verklärung und glühenden Verehrung (beste Milchbar der Welt) war plötzlich tiefe Abscheu geworden. Ein Rentner-Treff – wie ganz Föhr. Weiter. Das Insel-Café war brechend voll. Ebenso die drei Tische beim arg in die Jahre gekommenen Steigleder. Nach einer prüfenden Inspektion drinnen fiel es uns leicht, zu verzichten. Doch dann : Glenngelato ! Nahezu halb-coole Einrichtung, unaufdringlicher Service (kein alle-fünf-minütiges „Ist-bei-Ihnen-noch-alles-in-Ordnung?“ Wir kauften ihnen 2 Café Crême, eine dicke (belgische?) Waffel und ein Stück perfekter, frisch zusammenmontierter echter Friesentorte ab. Die Musik kam auf Nachfrage von einer Playlist bei Spotify (Brit-Rock der 1980er, Spandau Ballet, Tears for fears, Level 42. Gut, Level 42 und Tears for fears waren genau genommen nicht dabei). Als Lesevergnügen lag der aktuelle Katalog des MKdW aus – wir nutzten dies für die Wiederholung der vorgestern missratenen Reproduktion vom Original des Bildes Das Konzert (1889) von Max Slevogt aus. Später, so gegen 17, machten wir eine weitere Fußwanderung in die Stadt, diesmal ohne Einkehr und mit dem Ziel EDEKA Knudtsen***. Als wir reinkamen, spielte die ladeneigene Musikberieselung Elton John’s Can you feel the love tonight (1994) und der halbe Laden sang mit. Nebenan beim Fahrradhaus Seefahrer standen old-school Raritäten à la Pashley GUV’NOR mit North-Road-Lenker im Schaufenster. Völlig veraltet, aber reizvoll und sehr teuer.

Als Kunde kommt man bei Knudtsen rein und sagt laut: „Knutzi, knutzi“
Das Personal antwortet: „Knutz, knutz!“

Vielleicht aber auch nicht, wir haben es nicht ausprobiert.

Samstag 28. September 2024

Letzter Tag in Föhr

Der Wind hatte etwas nachgelassen, von „gutem“ Wetter im landläufigen Sinn konnte jedoch keine Rede sein. Bäcker Hansen hatte heute keinen Inselboten. Nach einem Ausflug nach Dunsum mit stürmischer Wanderung über einen öden Weg zwischen Tannenverhau und unüberwindbarem Deich, von dort nach Utersum und zurück, fuhren mit dem Auto downtown, um auf dem Großparkplatz zu laden, hatten aber die Ladekarte zuhause liegen lassen, und für die EnBW-App waren die Säulen komischerweise kein Partner, für EWE jedoch schon. Auch so etwas gibt es. Also verlegten wir das Laden auf den Nachmittag und widmeten uns erstmal der Fischsuppe bei Scheel. Großes Lob für die Fischsuppe ! Später gab es einen letzten Regenbogen-beschienenen Gang über die Strandpromenade bis Aquamaris (den alten Leuten noch als Calypso bekannt), wo wir uns mit viel Aussicht ganz entspannt, nahezu verpennt, neugierigerweise einen Föhrer Manhattan**** und ein Flensburger Pils gönnten.

****mit Albernheiten dekoriertes Gesöff auf Martini-Basis

Sonntag 29. September 2024

going Home

  • 4.30 Uhr Aufstehen
  • Bude aufräumen
  • Packen
  • Butterbrote schmieren
  • Losfahren
  • 6.00 Uhr Boarding

Wir nahmen zuerst unter Deck ein sehr kleines Frühstück ein. Die Stimmung war gut und ruhig, nicht viel los. Nach 30 Minuten stiegen wir rauf an Deck. Beim Ausblick in Fahrtrichtung war die Morgendämmerung bereits voll im Gange, während es bis zum Sonnenaufgang noch 45 Minuten sein sollten. Langsam glitt das Schiff in Richtung Dagebüll, dessen Lichter und Blinksignale aus 4 Km (= 2,16 Seemeilen) uns regelrecht begrüßten.

Auf Deck waren es ordentliche 11° warm – für Ende September auf hoher See gar nicht schlecht. Schlecht wurde es erst in Deutschland. Nach wenigen Kilometern waren es nur noch 3°, welche, vereint mit Gegenwind und dem sperrigen Fahrradträger heftig an der Reichweite der Batterie fraßen. Google Maps führte uns über regionale Schleichwege an Husum und Friedrichstadt vorbei auf die A23 bei Heide und über die Elbe mit der Fähre Glückstadt–Wischhafen. In der Nähe von Stade an der Unterelbe luden wir. Yup. Dann machten wir einen Rundgang mit Kaffee/Croissant am alten Hansehafen an der Schwinge. Leider hatte das ausgekuckte Café drinnen nichts mehr frei, aber die Außentemperatur war bereits auf angenehme 12° angestiegen, genau das Richtige für kernige wie wir. Auf Stade selbst wollen wir gar nicht näher eingehen, nur soviel immerhin: Wir kommen wieder ! Auf gerader Strecke ging es weiter durch die (Lünbeburger ?) Heide, ab Soltau auf der A7/A352/A2. Bei Herford musste nochmal geladen werden, und ein Spaziergang mit Höhenmetern führte uns zum Herforder Bismarck-Turm, wo wir von Aufsicht-führenden Damen des Turm-Fördervereins freundlich empfangen wurden.

Abschlussbetrachtungen

In vielen Punkten sind wir wegen der kurzen Reisedauer von nur 7 Tagen mal wieder zu nichts gekommen. Und die Wohnung, war sie zu 100% doof ?  Natürlich nicht, nur zu 75%. Wir haben aber keine schlechte Bewertung abgegeben, nur, dass alles auf Basis der Beschreibung und der Fotos den Erwartungen entsprach plus gute Fußbodenheizung. Der Service durch die Agentur Anja Petersen dagegen war unkompliziert, hilfsbereit und freundlich. Und wir waren insgesamt eine Woche zu spät dran, wettermäßig. Mit Föhr als Reiseziel sind wir nun für mindestens 1 Jahr durch.

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