Mittwoch, 12. Juni 2024
Unser Wunschziel wäre der Raum Wiesbaden / Mainz gewesen. Großstadt, Kultur, Weinwirtschaft. Eine schöne Wohnung in Budenheim, ein Vorort westlich von Mainz, war noch frei. Als wir uns entschieden hatten, nicht mehr. Und alles rundum zwischen Mainz und Speyer war auch plötzlich „weg“ oder exorbitant teuer. Auswirkungen der FIFA-EM 2024 in Deutschland ? Wer weiß. Letztendlich wurden es 5 Tage in Xanten, die zur Realisierung anstanden. Halb elf fuhren wir los, 13.30 Uhr waren wir am Ziel, trotz Speed-Limiter, den wir auf 115 km/h gestellt hatten. Unser allererster Urlaub in NRW !
Das erste, was wir sahen, war das Haus : Herrenhaus Rheinblick. Ein Euphemismus, denn von Rheinblick kann keine Rede sein. Es sei denn die Bezeichnung ist historisch und der Rhein war ein Alt-Rhein-Arm, falls der dann zur Erbauungszeit des Hauses (vermutlich zwischen 1870 und 1880) noch hier um die Ecke geflossen war. Die Wohnung war noch nicht freigegeben (erst ab 15.30). Wir nahmen Kaffee/Kuchen an der nahegelegenenen Ausflugskneipe Zur Rheinfähre und trieben uns etwas in der Xantener City rum. Es war alles noch da, was wir bei früheren Besuchen schön und nett fanden: Dom St. Viktor, Eiscafé Santin, Gotisches Haus, Hotel van Bebber, das Spielzeuggeschäft am Markt und das Hutgeschäft. Nur das runtergekommene Hotel Hövelmann’s firmiert neu und war wohl endlich renoviert worden. Den Archäologischen Park APX mit Römermuseum nehmen wir uns später vor.
Auf dem Weg durch entlegene Stadtviertel begegneten wir einem auffällig würdig gewandeten und sorgfältig gepflegten Herrn mittleren Alters. Ein Pfarrer ? Ein Cellist ? Er sprach uns an und fragte nach dem Friedhof. Aha, also der bestellte Trauerredner mit ernster Miene und einem Hauch Zuversicht. Wir wussten nicht, wo der Friedhof ist und schickten ihn irgendwo hin. Die chinesische Methode. Chinesen geben niemals zu, dass sie irgendetwas nicht wissen, nicht können oder einfach doof finden.
Am späten Nachmittag folgte eine erste Fahrradrunde : Über Lüttingen (Kirche St. Pantaleon, wie in Köln) nach Wardt und an der Xantener Südsee zurück. Das Plaza am See, wo wir 2010 einen der drei schlechtesten Kaffees aller Zeiten serviert bekommen, aber naheliegend nicht zu Ende getrunken hatten, war schon geschlossen. Nach dem Abendessen nochmal zu Fuß zur Rheinfähre, die selbstverständlich ebenfalls geschlossen hatte.
Das Haus
Die Wohnung war von der Eigentümerin (wohl aus der Baubranche) aufs liebenswürdigste hergerichtet worden. Sie hatte soviele Begrüßungs-Aufmerksamkeiten bereit gestellt, dass wir uns dafür sofort per E-Mail bedankt haben. Das Haus ist wohl kernsaniert und in 6 Appartments aufgeteilt, plus Gemeinschaftsterrasse nach Westen raus. Ein in solchen Fällen üblicherweise als „hochwertig“, „liebevoll“ und „gediegen“ bzw. „elegant“ bezeichneter individueller Einrichtungsstil samt Ausstattung mit Möbeln und Deko entspricht dem, was man im Hotel-Sektor Boutique-Hotel nennt. Das Haus liegt am äußersten Ostrand von Xanten (Ortsteil Beek). Dahinter kommen nur noch großräumiger Naturschutz und nicht betretbare Rheindeich-Zonen. Als wir 2020 von Xanten nach Rheinberg geradelt waren, hatten wir unterwegs ein sehr ähnliches Haus fotografiert, und beim Buchen geglaubt, das wäre nun dasjenige Ferienobjekt von 2024. Aber bei näherem Hinsehen merkt man, dass das Herrenhaus nicht identisch mit dem Foto von 2020 ist. Inzwischen haben wir dazu festgestellt, dass es einem gängigen Bautyp und -Stil der Gegend und Epoche entspricht (Siehe weiter unten, 15.6.). Es gibt in unserem Appartment einen großen Wohnraum sowie Schlafzimmer, Bad und Küche. Vom Wohnraum zum Bad führt ein kleiner Flur, ca. 0,9 x 2,0 m mit Glastüren vorne und hinten – so eine Art gläserne Schleusenkammer. Das Außen-Foto mit dem dünnen Sonnen-Streiflicht auf der Vorderfassade gelingt nur an sonnigen sehr späten Juni-Abenden, weil die Nord-Ausrichtung ansonsten immer im Schatten liegt. Wäre auch ideal als Kunst-Atelier.
Das Haus
Das Haus und die Einrichtung

Donnerstag, 13. Juni 2024
Um 7.15 Uhr standen wir bereits bei Büsch (Backfiliale im EDEKA-Markt) um Brötchen und eine Rheinische Post zu kaufen. Zu unserer eingespielten Aufbruch- und Unternehmungszeit ging es dann per Fahrrad auf der stillgelegten ehemaligen Bahntrasse (Duisburg-Kleve, angelegt 1904) zu dem Wallfahrtsort Marienbaum mit sog. Birgittenkloster (!). Die Kirche war zu und wir wieder weg. Die aufgeräumte niederrheinische Landschaft mit grasenden und teilweise Kontakt suchenden Kühen tat gut. Hinter jeder Kurve kam etwas Neues und Unbekanntes, z.B. die kleinste Scheune der Welt. Wir stellten zum Vergleich unser Fahrrad dranne. Spätestens bei unserer glorreichen Einfahrt in Kalkar verspürten wir Hunger, eigentlich schon in Höhe der Pommesbude zu Marienbaum. Die gastronomische Szene war am Marktplatz konzentriert und bot genug Auswahl. Wir entschieden uns gegen den Salat bei Meyers (23 € plus Toppings), Hauptgerichte entsprechend höher kalkuliert, gegen den Asia Imbiss und wählten das (vegane ?) Schnitzelbrötchen der Bäckerei Reffeling mit Außen-Sitztgelegenheit. Es war auf angenehme Weise nichts los im Ort, ohne gleich öde zu wirken. Ab und zu schlichen ein paar Niederländer vorbei. Die Rathaus-Fassade würde wohl eine gute Kulisse abgeben für Ritter-Festspiele. Vielleicht modern erweitert oder interpretiert: von links rücken die Amerikaner vor, rechts weichen die Nazis zurück. Was uns Sorgen bereitet : Wir sahen kein einziges Elektro-Auto. Die Hochburg der Elektro-Mobilität ist das hier nicht.
St. Nikolai hatte geschlossen, was uns gut passte, denn so sparten wir Zeit, und wir kannten die Kirche bereits von früher, inklusive der neuen Fenster. Nach einer kurzen Suche fanden wir raus, dass das ferngesteuerte Hotel Stilleben (Übernachtung 2004) inzwischen ein Privat-Wohnhaus war. Ein Plakat (Sibylle Möndel : Gebiete) lockte uns in das Städtische Museum. Zum kundenfreundlichen Eintrittspreis von 0,00 € (Spende erwünscht) bot das Museum folgendes Paket:
- Die erwähnte Ausstellung
- Den Besuch in der Galerie 20.21 (Otmar Hörl)
- Die Nikolaikirche
- und die Außenausstellung Wölfe in der Stadt
(ebenfalls von Otmar Hörl, bekannt durch blaue Schafe, rote Karl Marx Figuren, Gartenzwerge und in Paderborn goldene Engel).
Die Ausstellung mit Bildern von Sybille (Übermalte und überdruckte Fotos mit urbanen Motiven in Mischtechnik) gefiel uns gut. Ebenso gut ein römisches Epitaph und eine Grabplatte als kongeniales Werk von Ewald Mataré und Joseph Beuys. Überall zwischen Düsseldorf und Kleve : Beuys und Antike – einfach fantastisch.
Als es Zeit wurde, beendeten wir Kalkar und traten den Rückweg an, diesmal über Hönnepel, Nieder- und Obermörmter sowie Vynen. Mörmter wurde uns akut per Whatsapp Message von Jean-Germain empfohlen, ein Lieblingsort seiner verstorbenen Mutter. Und tatsächlich: Eine 1950er-Jahre Kirche an einer Rhein-Biegung mit spektakulärer Aussicht. Die Kirche St. Petrus wirkt aufgrund ihrer Lage wallfahrerisch, ist es aber wohl nicht. Aus der jüngsten Chronik:
2.12.2007: Zusammenlegung von Birten St. Viktor, Lüttingen St. Pantaleon, Marienbaum St. Mariä Himmelfahrt, Obermörmter St. Petrus, Vynen St. Martin, Wardt St. Willibrord und Xanten St. Viktor (wird Pfarrkirche).
In der einsam an der Landsstraße gelegenenen und nur an zwei Tagen geöffneten Bäckerei alten Typs namens Bettray kauften wir auf niederländisch Een Kersflappe. Bevor wir an den (oder die) Xantener Nordsee kamen, wechselten wir über die Brücke bei Rees auf die rechte Rheinseite, um dort unseren Kuchen mit Rhein- und Brückenblick zu verspeisen. Da es bis Wesel keine weitere Querungsmöglichkeit mehr gab, mussten wir zurück zur Brücke und konnten dann ein längeres Stück auf dem Deich mit teilweise großartiger Aussicht fahren. Schiffe und Schafe, leider keine Bahnlinie. Den Schafen hatte man die Haare geschnitten, was deren Niedlichkeitsfaktor etwas beeinträchtigte.
Ausflug nach Kalkar
Freitag, 14. Juni 2024
Nach dem obligatorischen Zahnarzt-Besuch beim lieben Dr Ackermann (Typ mit Matte und Sprücheklopfer) mit einigermaßen langem Warten erst im Wartezimmer, dann im Behandlungsstuhl konnte die Tagesplanung angegangen werden. Statt der Rheinischen Post hatten wir heute die Neue Rheinzeitung ausprobiert. Wie angekündigt, stand heute Römik auf dem Programm. Für 9 € Eintritt k0nnten wir uns auf dem APX Gelände inklusive Museum tummeln. Alles war im Grunde unverändert wie 2010, außer dem Zugang. Damals war man schneller drin. Heute muss man sich nach Durchqueren des Kassenhäuschens erst 15 Minuten durchs Gelände wälzen, bis man das Museum erreicht. Da unsere mitgebrachte Kamera aber inzwischen bessere Bilder abliefert als damals, lohnte es sich, die Lieblings-Exponate noch mal durchzunehmen. Vor allem Grabsteine und Ehrenaltäre hatten es uns angetan. Z.B. fanden wir das Original des Epitaphs eines Offiziers, welches wir gestern im Stadtmuseum Kalkar entdeckt hatten. Dort stand wohl nur eine Kopie. Inklusive der Erschließung des riesigen Parkgeländes, also der ehemaligen Colonia Ulpia Traiana (CUT) waren wir 3 Stunden vor Ort, für unsere Verhältnisse sehr lange. Unsere Faszination für das Römerwesen ist ungebrochen, und wir finden nach wie vor, dass die Germanen sehr doof beraten waren, die Römer zu bekämpfen. Arminius war doch selbst halber Römer. Ideal ist Köln – die perfekte Mischung aus Katholizismus, Antike und WDR.
APX – der LVR Archäologische Park Xanten
Kleve
Nach einer längeren Mittagspause starteten wir um 15.3o nach Kleve, wohl wissend, dass das Museum Kurhaus Kleve bereits um 17 Uhr schließen würde. Schon vor Abreise daheim wurde uns eine Dirk/Derick Baegert Ausstellung ans Herz gelegt. Spoiler : Das Museum war enttäuschend. Sie brachten sich kein bischen um vor Freundlichkeit, eher hatten wir das Gefühl, zu stören, und wir mussten für eine halbe Stunde – mehr blieb nicht – den vollen Eintritt von 10 € bezahlen. Überraschend war die Architektur. Wir hatten einen renovierungsbedürftigen Altbau erwartet mit knarzenden Holzdielen und ratternden grauen Klimakisten, aber nichts da ! Ein moderner Anbau hinten grenzte direkt an den bewaldeten Steilhang des benachbarten sogenannten Reichswaldes. Die spärlich vertretene Kunst war gut und zeitgemäß präsentiert. In einer Ecke stand ein Steinway Model D, 274 cm. Wir trauten uns leider nicht, die Abdeckhaube runterzuziehen um zu kucken, ob es ein New Yorker oder ein Hamburger Gerät war. Oder es war gar kein Steinway, sondern irgendeine Gurke. Oben im Büro parkte sogar ein Elektro-Karren, welcher wohl für interne Transporte der Hasenkamp-Kisten genutzt wird. Mit mehr Zeitvolumen hätten wir den Aufenthalt nahezu genießen können, z.B. im Café auf der Dachterrasse. Die Baegert-Bilder hätte man sich aber statt vor Ort auch im Internet anschauen können, denn in Kleve hatte man bis auf ein paar Ausnahmen auf Originale verzichtet. Im großen Saal stand nur ein Exponat – ein gigantischer Klappaltar – die vermeintlich gemalten Flächen in Wahrheit ausgedruckte Digitalisate. Immerhin die kleine Mataré-Sammlung im Oberstübchen war echt. Man rühmt sich dort, die größte Mataré-Sammlung der Welt zu besitzen. 25 Stück ?
Nachdem man uns um 16.45 rausgeschmissen hatte, wollten wir noch in Kleve ein Eis essen, doch wir fanden keins, das unseren Anspruchskriterien genügte:
- Original Italienisch
- Seit mindestens 1975 ansässig
- Kleine Kugeln, nicht zu süß, dargereicht in flachen Silberschalen
Wir durchwanderten die verschiedenen Arme der Fußgängerzone jeweils bis an die Übergänge zur Stadtbrache, ohne fündig zu werden. Außerdem regnete es die ganze Zeit. Die Stadt schwankt zwischen Strukturwandel und Downtrading. Fazit : Kleve lohnt sich nicht, bleibt dort weg ! Das Eis nahmen wir dann im frühabendlichen Kalkar, bei Venezia (seit 1976 in Kalkar, bald feiern sie 50-Jähriges). Da die Sonne wieder angemessen schien, wollten wir nochmal die Otmar-Hörl-Wölfe bei gutem Licht fotografieren. Doch leider ! Aus witterungstechnischen Gründen rückten wir von dem Vorhaben ab, bevor wir das Rudel erreicht hatten.
Eine ganz späte, eiskalte Radtour (2,5 km) führte uns zu unserer Kneipe Zur Rheinfähre, wo nun der Hund verfroren war. Auf dem Rückweg sahen wir südlich der Straße in der nassen Wiese 12 Störche. Womöglich die heiligen 12 Störche (auch auf die Anzahl „sieben“ oder „drei“ würde das Attribut „heilig“ zutreffen). Oder es handelt sich schlicht um eine Storchenplage.
Museum Kurhaus Kleve
Samstag, 15. Juni 2024
Heute ein irgendwie unklarer Tag. Morgens beschaulich schöner Regen, ab Vormittag unangenehm windig. Wir saßen einfach nur am offenen Fenster, lauschten, hörten die Vögel und Tauben, ab und zu Stimmen, Hundebellen, sehr selten ein Auto. Später unternahmen wir einen kleinen Walk in die City, und besuchten ein paar Läden. Café Moll am Dom hatte guten hausgemachten Kuchen – für uns in der Zum-Mitnehmen-Variante.
Nach der Kuchenpause daheim fuhren wir über Sonsbeck und die A57 mit dem Auto ins niederländische Gennep an der Maas, und zwar gezielt zu Albert Heijn, um dort Lebensmittel zu kaufen. Ware, die es in Paderborn nicht gibt. Albert-Heijn-Marketing-Trick: Viele beliebte Artikel haben erhöhte Preise, die sich wieder reduzieren, wenn man mehrere davon kauft. Das hat sich bei REWE und EDEKA noch nicht so etabliert. Weil wir etwas orientierungslos wieder aus der Stadt herausfuhren, die Maas verfehlten und unser Ziel nicht wirklich definieren konnten, verfuhren wir uns promt derart, dass die geplante Radtour links-määsisch bis Nijmegen, rechts-määsisch wieder runter nach Gennep (ca. 35 km) entfiel. Stattdessen fuhren wir zunächst wieder heim und dann mit dem Fahrrrad in einer großen Runde über die Bislicher Insel, Büderich, Menzelen und Birten zurück nach Xanten. In Büderich hatten wir das Hotel Wacht am Rhein in Erinnerung. Dort war heute absout nichts los. Niemand saß auf der Terrasse, um den phänomenalen Blick zu genießen. Auf dem Marktplatz hatten sich ein paar Schützen versammelt – Kerle in schwarzen Anzügen mit Zylinder, aber davon zu wenige, um sich unauffällig darunterzumischen mit der Absicht, irgendwo eine Bratwurst zu bekommen. Eine vegane natürlich. Konstanter Gegenwind aus allen Richtungen und überraschende Höhenmeter in der Nähe eines ominösen Amphi-Theaters (welches wir nicht fanden, weil es wohl nicht am Wegesrand liegt).
Hinter Büderich entdeckten wir unverhofft jenes ehemalige Kloster, dessen Gebäude unserem hier ähnelt – siehe 12. Juni.
Kleine Radtour
Sonntag, 16. Juni 2024
Der letzte Urlaubstag. Aus witterungstechnischen Gründen standen keine Unternehmungen an. Es regnete ausdauernd und heftig. Es war auch nicht besonders warm, daher. Eine verschärfte „Erkältung“ verlangte akut die Konsultation einer Apotheke. Zwischen Nijmegen und Duisburg hatte eine einzige Apotheke „Notdienst“. Das mit dem Notdienst verstehen wir nicht. Nur weil Wochenende ist, haben sie grundsätzlich alle geschlossen. Warum sprechen Tankstellen, Kioske und Pommesbuden nicht von Notdienst ? Warum machen Apotheken kein normales Business ? Also fuhren wir 18 km nach Rheinberg, wo wir 2020 bereits frohe Stunden verbracht hatten. Die Apothekerin verkaufte uns nicht nur irgendein Zeugs, sondern verstand es, uns Zuversicht zu geben und psychologisch wieder aufzubauen. Gestärkt gingen wir nun das touristische Rahmenprogramm des früh-nachmittäglichen Ausflugs an. Kloster Kamp sollte es nochmal sein. Der bedeutende ehemalige Zisterzienserort hatte nicht geschlossen, dafür war auf verpennte Weise nix los. Wunderbar. Neben dem Barockgarten am Hang besuchten wir das Klostercafé auf Spendenbasis. Es ging streng katholisch zu mit Kuchen-Ausgabeklappe und harten Sitzbänken, aber immerhin regnete es nicht rein und man wurde in Ruhe gelassen mit Fragen à la „Ist bei Ihnen noch alles in Ordnung ?“ Danach war, wenn schon denn schon, das Klostermuseum dran. Eine Art Mini-Diözesanmuseum. Oben hörte man Stimmen. Eine Führung ? Nein. In Endlosschleife verkündete in einem Video eine gärtnernde Kloster-Novizin im Ambiente eines Gewächshauses, dass sie erst Kandidatin war, dann die erste Profess abgelegt habe und dann die zweite. Im Nebenraum lief ein Erklär-Video, was eine heilige Messe ist. Der Pastor teilte die Kommunion aus und die Gemeinde sang „Komm Schö-höpfer Geist, keh-her bei uns ein“ (GL 351).
Orsoy
Zum Schluss stand Teil III des Ausflugs an: Kucken am Rhein bei Orsoy. Wir sprechen Orsoy natürlich französisch aus (Orr-suahhh). Mir wurde von Jean-Germain, einem Ex-Niederrheiner, gesagt, man spreche auch Ohrschau, das befremdet uns eher. Die Polizei von NRW (lt. Nummernschild) war unterwegs, um jemandem mit einem Renault Twingo in eine Parklücke zu helfen, direkt neben der Kneipe Mütterlein. Niedlich, nicht wahr ? Wir streiften ein Gelände, wo eine Action mit Alpakas lief. Die Tiere hatten Namen wie : Manni, Romeo, Jens-Peter, Louis und Carlo. Sofort dachten wir an jenen Jens-Peter in Paderborn, dem wir 2015 unsere Plattensammlung geschenkt hatten, ohne jemals ein Dankeschön zu hören. 2020 übrigens hatten wir mitten im ersten Corona-Sommer bei Café Hagemann einen der begehrten Plätze im Außenbereich unter Bäumen ergattert und dort dankbar das damals Unvollstellbare erlebt: Gastronomie ! – Wenn auch draußen (hatten wir Himbeer-Schnitte ? Käsekuchen ?). Heute nun war eben dieser Außenbereich verwaist oder verwahrlost. Drinnen 1 Tisch belegt. So ändern sich die Zeiten. Zu Fuß wanderten wir die 300 Meter zum Fähranleger, wo die Autofähre nach Duisburg-Walsum rübergeht, als just ein Schiff daherkam mit dem schönen Namen DEI VOLUNTAS (Gottes Wille).
Kloster Kamp und Orsoy
Gotisches Haus
Top Act des Tages sollte die Einkehr im Restaurant „Gotisches Haus“ am Marktplatz sein. Seit Jahren bzw. Jahrzehnten wünschen wir uns, dort mal richtig essen zu gehen. Wir hatten für 18 Uhr reserviert. Das Personal war freundlich, es war nicht viel los, man wurde nicht ständig belästigt, die gotische Umgebung wirkte halbwegs authentisch, ja nahezu gemütlich, und das Essen las sich auf der Karte (in der Theorie) sehr gut. Dass Siegfried, der Held, gebürtig aus Xanten stammt, wurde zwar nicht durch ein Siegfried-Schnitzel gewürdigt, aber immerhin verzeichnete die Tageskarte einen Kriemhild-Burger. Leider fehlten auch der Nibelungen-Teller, der Auflauf Brunhilde und die Hagen-Suppe. Bewerten Sie uns auf Google.
Zur goldenen Stunde am Abend unternahmen wir noch eine kleine Radtour : Erst entlang der B57 bis zu der Stelle, an der man einen Blick auf die Auigkeit des Naturschutzgebietes Bislicher Insel hat und zur Zeit viele Bäume im Wasser stehen. Ob die Altrheinarme eine Verbindung zum Rhein haben oder der Wasserstand ein Ergebnis der als regenreich empfundenen Witterungsperiode ist, können wir nicht sagen. Sieht auf jeden Fall beeindruckend aus. Das Restaurant zur Rheinfähre hatte erwartungsgemäß den Betrieb für heute eingestellt. Die 12 Störche nahmen wieder ihr Abendbrot ein.
Noch kleinere Radtour nach dem Regen
Was bleibt ?
Was bleibt von dem Urlaub ? Außer Fotos und Erinnerungen ?
Natürlich das hier : 4 Gläser Calvé Pindakaas !