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2011 Tief im Wä-hä-hä-hä-sten

By 19. Mai 2011Januar 24th, 2013Messdienerausflüge
Der fünfte Messdienerausflug 19. – 21. Mai 2011 nach Aaachen und Trier, mit Reiseabschnitten durch Belgien, Luxemburg und an der Mosel

Aufgabenverteilung

Messdiener O: stellt das Reisefahrzeug, einen älteren Peugoet 308, zur Verfügung und berät und bestimmt in allen während der Reise auftretenden Fragestellungen mit Berührungspunkten zu Gemütlichkeit, Touristik in deutschen Weinbaugebieten, Geschnitztem, Geschmiedetem und Gedrechseltem.

Messdiener K: Bucht die Unterkünfte in Pfarrsälen, kirchlichen Heimen und auf Campingplätzen, soweit möglich. Zur Not würde ausgewichen in Hotels. K. ist pingelig und besteht stets auf einem Einzelzimmer. Sorgt für den Proviantanteil, der nicht in der Gastronomie verzehrt wird, sondern unterwegens: Brötchen, kalte Kottletts, hartgekochte Eier, Thüringer Würstchen, Kitkat Chunky, etc.

Messdiener D: Arbeitet das touristische Rahmenprogramm aus: Abstecher, Picknickplätze, Muséen, Burgen, gotische und romanische Dome, Orte von historischer Tragweite.

Die Durchführung

(Alle Bewertungszahlen in klassischen Schulnoten.)

Der Messdienerausflug 2011 ging diesmal planmäßig über die Bühne. Da unsere Erwartung gar nicht erst hochgeschraubt wurden, war auch die Enttäuschung nicht so groß. Der Reihe nach.

Messdiener K. war, wie im Prolog angedeutet, für das Catering auf der Hin- und Weiterreise zuständig. Die groß angekündigten kalten Kottletts hatte er zwar gekauft, aber in der Hektik zu Hause im Kühlschrank vergessen. Aber es gab für jeden noch drei Brötchen und zwei hart gekochte Eier. Genau genommen 5 Eiher für drei Leute. Frage: Wie wurden die aufgeteilt ? Doch dazu später.

Hinfahrt

Der erste Teil der Strecke verlief nahezu schweigend und ereignislos. Einzige Unterhaltung war das auf reine Anzeige der aktuellen Position beschränkte eingebaute Navi des Reisefahrzeugs. Die Landkarte darauf ist nicht genordet und dreht sich bei jeder Kurve mit, zeigt also immer geradeaus. Wie man ein Ziel eingibt, bleibt nebulöses Geheimnis. Aber es erfreut dem Besitzer, der auch bei Fahrten zu Netto um die Ecke nicht darauf verzichten mag. Knapp nach dem Passieren der Autobahn-Rheinbrücke bei Leverkusen galt es, den Rastplatz für das Frühstück anzusteuern: Das Rheinufer bei Köln-Mechernich, gegenüber von Bayer oder Lanxxess. Schon waren wir vor Ort, das heißt, die Strecke vom Hochwasserdeich durch ein Gestrüpp von 500 m Ausdehnung bis zum „Strand“ mussten noch zu Fuß zurückgelegt werden.

Der Strand erwies sich bei näherer Betrachtung als lauschig und intim.

Picknick am Rheinufer

Picknick am Rheinufer

Picknick am Rheinufer

Picknick am Rheinufer

Eins von fünf Eiern mit der kleinsten Maggiflasche der Welt

Eins von fünf Eiern mit der kleinsten Maggiflasche der Welt

Picknick am Rheinufer

Picknick am Rheinufer bei gehobener Stimmung

Fährgasse Köln Merkenich

Fährgasse Köln Merkenich. D + O haben es eilig, K bleibt aus unerfindlichen Gründen zurück.

Leises Plätschern des Wassers, güldener Sonnenschein, bequemes Kiesbett, schlichte aber großzügige Sitzgelegenheit, perfekte Kulisse. Gelassen nahmen die Messdiener den Totalausfall der versprochenen kalten Kottletts hin, da sie von insgesamt 9 Brötchen und 3 Eiern fürs erste satt genug waren.

Erste Runde: Jeder ein Ei. Zweite Runde: Messdiener O. fraß sein ihm zustehendes Ei der zweiten Runde sofort. Das zweite und letzte Ei der zweiten Runde wurde geshiftet, das heißt zurückgelegt für die Weiterreise und Verfügung am zweiten Tag. Gurken und Tomaten nach Belieben – d.h. diese wurden nicht angerührt.

Bewertung des Frühstückserlebnisses: doch nur eine 4. Auf dem Rückweg zum Auto verzögerte der Messdiener K. merklich, um D. und O. einen Vorsprung einnehmen zu lassen. Er machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen im Ufergebüsch, ohne den anderen gegenüber später deutlich werden zu lassen, um was es genau ging. Auch an dieser Stelle sei nur verraten, dass noch vor Beginn der geplanten Verrichtungen eine unvermutete Radfahrerin die Szene empfindlich störte.

In Kornelimünster

In Kornelimünster

In Kornelimünster

In Kornelimünster

In Kornelimünster

In Kornelimünster

Opferkerze in Kornelimünster

Opferkerze in Kornelimünster

In Kornelimünster

In Kornelimünster

Das Wandelstiefmütterchen als schönstes Stiefmütterchen der Welt

Das Wandelstiefmütterchen als schönstes Stiefmütterchen der Welt

Radtouries in Kornelimünster

Radtouries in Kornelimünster

In Kornelimünster

In Kornelimünster

Kornelimünster war als Zwischenstopp vereinbart und wurde, unter ungewöhnlich heftiger Zeitverplemperung auf unbekannten Gemeindestraßen dann irgendwann erreicht. Im Verhältnis zur Bedeutung dieses Klosterortes mit mustergültiger Pittoreskizität und den hohen Erwartungen war dort relativ nix los. Keine tollen Kneipen, keine brodelnden Cafés, allein die Abteikirche rief als Pflichtprogramm zum Besuch. Nach einem gebührenden Aufenthalt fuhren wir weiter zum Etappenziel Aachen, wo wir von Südosten (Aachen Brand) reinkamen. Dort befielen uns Erinnerungen an frühere Durchreisen zu D-Mark-Zeiten, wo man noch mal vor der Grenze (warum eigentlich?) von der Autobahn runterfuhr um gleich unten bei Shell zu tanken. Shell war dort immer noch mit 2 Stationen vertreten. Der vorgezeichnete Weg zum Hotel führte uns zwar nicht durch die Fußgängerzone, aber doch sehr dicht durch die City. Wir sammelten noch im Auto erste Eindrücke über die Gebiete, die wir später zu Fuß erkunden wollten.

Hotel Lousberg in Aachen
Hotel Lousberg

Hotel Lousberg

Hotel Lousberg Garage

Hotel Lousberg Garage

Hotel Lousberg, Aachen, Blick aus dem Zimmerfenster

Hotel Lousberg, Aachen, Blick aus dem Zimmerfenster

Das Einchecken beim vom „dicken Belgier“ geführten Hotel verlief problemlos, nur das Einparken in der Garage war sehr knifflig für den Messdiener O., weil sich die Garage als schön eng erwies. Nur mit Einweisungshilfe der Messdiener K. und D. war es überhaupt möglich, das Fahrzeug ohne Schrammen hineinzubekommen.

Kurze Zeit später waren wir schon auf einer ersten Erkundungsrunde unterwegs. Das Hotel Lousberg am nördlichen Innenring (Saarstraße) lag günstig am Uni- und Kneipenviertel. Die Zimmer Note 3- bis 4+, mehr nicht. Von dort problemloser Durchstich zu den touristischen Highlights Dom und Rathaus. Wir drehten mehrere Erkundungsrunden durch die City und landeten schließlich in einer lauschigen Straßenkneipe am sog. „Hof“. Es herrschte entspanntes Flair, kein Autoverkehr, Touristen verziehen Touristen, dass sie als Touristen zu erkennen waren. Wir nahmen ein bis 3 Kölsch und starrten auffällig zurück. Im Nachhinein betrachtet vielleicht der schönste Moment des Ausflugs: Note 2.

Weitere Anlaufstellen an diesem Nachmittag/Abend:

  • Kaffeekauf bei der Rösterei Plums
  • Dombesichtigung (Messdiener D. kaufte eine Fotoerlaubnis)
  • Besichtigung von St. Foillan gegenüber
  • Abdriften in die B- und C-Lagen der Fußgängerzone, bis es schon pisseckig wurde
  • Eis beim Elisenbrunnen
  • Mühsames Besteigen des Salvatorberges, um die Nicht-Phänomenalität des mangelnden Panoramaausblicks zu erkennen. Oben Einkehr in der entsprechenden Kirche, ohne spirituellen Impuls
  • Besichtigung des Gratis-Teils im Rathaus, wo ein kontinuierliches Karl-der-Große-Flair spürbar ist.
  • Captain’s Dinner, nochmal am „Hof“ – aber schon vergessen, welchen Fraß es gab. Vermutlich Note 3 bis 4.
  • Einkehr in der Albrecht Dürer Stube (3 Kölsch). Ruhiges Abhängen, trotzdem plötzliches Stimmungstief* (das Phänomen wird unten näher beschrieben). 3+
  • Einkehr in einer Kneipe am Hirschgraben. Da war es schon kalt und dunkel, und die Stimmung sank erneut ab. Kerle kuckten Fußball als gäbe es nichts anderes, Frauen fühlten sich vernachlässigt und gelangweilt. Das Bier rutschte nicht mehr. Note 5

Während des ganzen Tagesmarsches hatte der Messdiener K. leider seine ohnehin mickrige Kamera im Zimmer liegen lassen, und musste Vorlieb nehmen mit einer abgelegten Gurke aus alten Zeiten, die der in Kommunikationstechnik sehr anspruchslose Messdiener O. mit sich führte und generöserweise überließ. Hier die Ausbeute 8-stündigen Streunens:

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Zweiter Tag

Transit durch Belgien und Luxemburg
Stop vor der Grenze

Stop vor der Grenze

Das Frühstück kam unerwartet angenehm. Der Frühstücksraum lag mit Ausblick auf den geschäftigen Durchgangsverkehr an der Ludwigsallee/Saarstraße. Das Wetter war freundlich und das Angebot des Büffets für die Preisklasse des Hotels leicht überdurchschnittlich. Nach dem Auschecken und millimeterweisem Ausfädeln des Autos aus der engen Garage verließen wir die Stadt in sonniger Morgenstimmung und südlicher Richtung, um bei Eynatten auf den belgischen Reiseabschnitt zu gelangen.

Leider hat der Messdiener K. die nervige Angewohnheit, seine Mitreisenden in spleenige Abenteuer der zeitraubenden und nutzlosen Art hineinzuziehen. Heute stand der Besuch eines belgischen Supermarktes auf der Agenda, um sich den belgischen Mythen und Verlockungen hinzugeben: De Koninck-Bier, Côte d’Or-Schokolade, (nein, kein Käse wg. fehlender Kühlmöglichkeiten), echtes Sambal Oelek, Calvé Pindakaas, Douwe Egberts Koffie. Den Supermarkt in Eynatten fanden wir nicht. Statt dessen verfuhren wir uns und mussten zurück.

In Eupen kauften wir Käse und Brötchen

In Eupen kauften wir Käse und Brötchen

In Eupen endlich gab es immerhin einen Wochenmarkt, wo wir Brot und dicke (teure) Käsescheiben für das bevorstehende Picknick kauften. Damit war der Supermarkt noch nicht erledigt. Eine Shopping Mall, in der wir ihn vermuteten, erwies sich als eine von Leerstand geplagte Geisterbahn. Erst hinter Malmedy fanden wir einen Supermarkt namens Colruyt – einen von der merkwürdig/befremdenden Art, jedenfalls nicht mit DelHaize zu vergleichen, um den Vergleich auf den belgischen Kulturraum einzuschränken. Sambal nicht von Bamboo Garden, sondern fast flüssig in Plastikflaschen (mitlerweile unverzehrt entsorgt, so scheußlich). Das gesamte Warenangebot war zwischen düsteren Gängen in Hochregalen ohne jede Systematik verstaut. Es erinnerte an die Gelb-schwarze Netto-Kette, bei der gewöhnlich der Kamm auf der Butter zu finden ist. Wir verplemperten wertvolle Stunden. Douwe Egberts nicht im Angebot. Pindakaas nicht zu finden. Bier nur in Kästen, war wir nicht merkten. Wir waren sogar so blöd, die zwei Flaschen, die wir eigentlich kaufen wollten, auch noch wieder an seinen Platz zurückzubringen, statt sie an der nächstbesten Ecke abzustellen. An den Kassen kein Förderband, wo man seine Sachen drauflegt und mit einem Knüppel von den Waren des Vorder- und Hintermanns trennt, sondern ein Kerl packte im Stehen die Waren vom einen Wagen in einen anderen Wagen und scannte die Preise nebenbei. Nix wie weg. Nächste Station war ein Zwischenhalt mit Wanderung auf dem höchsten Punkt des hohen Venns (Baraque Michel, an den Stimmstamm bei Meschede erinnernd), eine einsame Wald- und Heidelandschaft mit vielen Brandzerstörungen.

Scanner per Umladen im Supermarkt in Malmedy

Scanner per Umladen im Supermarkt in Malmedy

erfolgloser Supermarktbesuch in Malmedy

komischer Supermarkt in Malmedy

Baraque St-Michel im Hohen Venn

Baraque Michel im Hohen Venn

Kurzwanderung durch die Heide im Hohen Venn

Kurzwanderung im Hohen Venn

Kurzwanderung durch die Heide im Hohen Venn

Kurzwanderung  im Hohen Venn

Kurzwanderung durch die Heide im Hohen Venn

Kurzwanderung im Hohen Venn

Das fünfte Ei, serviert auf zähem Brötchen ohne Butter mit schnuttweichem Passendale

Das fünfte Ei mit schnuttweichem Passendale

Tal des/der Our

Tal des/der Our


Auf Luxemburgischem Gebiet tankte der Messdiener O. für 1,14 pro Liter, ein Preis der ihm auch nach dem Maßstäben von 2011 bereits vor Rührung die Tränen in die Augen trieb. Nun wurde die Strecke wildromantisch, es ging durch das Tal der/des Our, ein hierzulande völlig unbekannte Grenzfluss zwischen Luxemburg und der Eifel. Hier wurde still ein Mythos begraben: Seit langer Zeit wollten wir diese Strecke per Fahrrad nehmen – völlig unmöglich. An einem kleinen Stausee, der wegen der 2011er Sommerdürre fast ausgetrocknet war, verpicknickten wir den schnuttweich gewordenen Eupener Käse und nach einem komplizierten Verteilschlüssel das letzte der 5 Eier. Bei Vianden krönte eine Ritterburg auf einem Bergsporn hoch über der Schlucht die wild-einsame Bergromantik – die Wartburg der Eifel.

Im Tal der Sauer wurde das Landschaftsbild wieder flacher, lieblicher und zivilisierter. In Bollendorf konnten wir den Verlockungen einer von Bockfahrern umlagerten Pommesbude nicht widerstehen. Gerade Bockfahrer gelten für uns als sichere Indikatoren für die hohe Qualität des Angebots. Denn Bockfahrer sind eine verschworene Gemeinschaft, in der wahre Werte zählen, die ein Gespür für das Echte und Unverfälschte haben. Das Auf und Ab der kurvigen Landstraße, die Gemeinschaft Gleichgesinnter, gut essen und trinken ohne Schnick und Schnack. Wer jahrein-jahraus unterwegs ist, hat gelernt wo es die allerbesten Pommes gibt, große Mengen zu kleinen Preisen. Nachdem wir geordert hatten und den Blick schweifen ließen, merkten wir, dass es lediglich verschrobene Oldtimer-Mopeds waren, von deren vermeintlicher Pommes-Kennerschaft wir uns hatten blenden lassen. Glück im Unglück: dass wir uns zu dritt mit einer Schachtel begnügt hatten.

Vintage-Mopeds vor Pommesbude

Vintage-Mopeds vor Pommesbude

Bollendorf an der Sauer

Bollendorf an der Sauer

Eine Schachtel Pommes zu dritt

Eine Schachtel Pommes zu dritt


Bei der Weiterfahrt Richtung Trier sackte aus unerfindlichen Gründen die Stimmung wieder ab*, was sich darin bemerkbar machte, dass die Messdiener O. und D. es plötzlich eilig hatten, das gemütliche Tal der Sauer verlassen wollten und zügig Trier anstrebten über die Kraftfahr-Höhenstraße. Für die Ziel-Anfahrt in der Trierer City kam wieder das bewährte iPhone-Navi von der Rückbank zum Einsatz. Rückbank? Richtig. Eine ungeschriebene Regel besagt, dass, wenn drei Kerle im Auto sitzen, der Doofe immer hinten sitzt.

*Plötzlicher Stimmungsabfall in Reisegruppen ist ein normales und übliches Phänomen, von dem jede Gruppe, die nicht aufpasst und gegensteuert, betroffen ist. Teilnehmer werden müde, nöckelig, ihnen fällt ein, was sie im bisherigen Leben nicht hingekriegt haben und ähnliches. Symptome: Muffeliges Schweigen. Nach-Hause-Wollen. Konsumverweigerung. Appetitlosigkeit. Gefühlte Geldknappheit.
Trier

Nach Bezug des Nachtquartiers am frühen Nachmittag ging es dann erstmal wieder. Zimmer und Lage des Hotels wurden allgemein als OK eingestuft. Ein erster Schnupperrundgang Downtown. Der „Hauptmarkt“ gerierte sich nach dem Geschmack der Messdiener: lebhaft mit Altstadt-Kulisse. Wir inspizierten das Environment: Kneipen mit Außenbewirtung, ein Weinstand, ein Eiscafé – und entschieden uns für die „Weinstube Domstein“, welche den tonangebenden Messdienern O. und D. am vielversprechendsten erschien. In einer seit der Spätantike ununterbrochen bestehenden Metropole der Weinkultur war es selbstredend Pflicht, nun, am Nachmittag, kennerhaft dem Wein zuzusprechen. Messdiener K. bestellte sich daher provokativ ein Eis in der Standardkombination Schokolade/Zitrone, auf die Gefahr hin, Missstimmungen hervorzurufen. Die Sorge erwies sich als unbegründet. Wir machten weiter beim Weinstand und profitierten von der gehobenen Wochenendstimmung dort, verbunden mit moselländischer Leichtigkeit. Nun war es Zeit, innerhalb des in jedem touristischen Zentrum üblichen Kreises von 500 Metern zu zirkulieren und nach den abendlichen Möglichkeiten auszuschauen. Messdiener K. war enttäuscht, dass die berühmte Porta Nigra am nördlichen Rand der Innenstadt lag, statt irgendwo im sonnigen Süden mit Blick auf die luxemburgische Seite. Nächste Stationen: der Dom aus spätantiker/frühchristlicher Zeit. Auf dem Weg dorthin verdunkelte es sich, ein Gewitter zog auf. Während wir den Kreuzgang des Domklosters auf uns wirken ließen, setzte ein überdurchschnittlicher Regenschauer in Wolkenbruchqualität ein, der überdurchschnittlich lange anhielt und für den Rest des Tages den Wetterumschwung einleitete. Wir standen stundenlang in einer der Opferkerzenecken, um uns etwas zu wärmen. Nach dem Schauer bezogen wir wieder die Zimmer, nicht ohne bei der Gelegenheit nach einer Lokalität für das abendliche Captain’s Dinner Ausschau zu halten. In die engere Wahl kam zunächst, weil zuvor schon im Internet gesichtet, das irgendwie mit dem Hotel verbandelte und wärmstens empfohlene „Kartoffelhaus“. Allein dieser griffige Name mit seiner zwingenden Implikation von Gemütlichkeit, schmackhaften und preiswerten Speisen und unkompliziert kumpeligem Führungs- und Servicestil ließ den Messdiener K. skeptisch werden. Und nach äußerer Inaugenscheinnahme durch die gesamte Gruppe stand fest, dass wir noch etwas weiter würden suchen müssen. Das Kartoffelhaus erwies sich als eine aus mehreren Gebäuden  zusammengeschlossene Großgastronomie, in welchem das eng zusammengepferchte Publikum im trüben Schein von Energiesparlampen im 45-Minutentakt abgespeist wurde. Note 5. Schließlich kehrten wir im Bitburger Hof bzw. in der Kneipe rechts selben Gebäude ein. Ambiente, Publikum, Speisekarte und Preise passten eigentlich ganz gut, aber bei den Messdienern O. und D. brach nach dem schweigend eingenommenen Mahl wieder der gefürchtete Stimmungsabfall aus. Niemand wollte den ganzen Abend bleiben, und so zogen wir nach dem Essen weiter Richtung Mosel, entlang an Krankenhäusern, Ödnisgebieten und möglicherweise zwielichtigen Spelunken, soweit eine Stadt wie Trier zu sowas überhaupt in der Lage ist. An der Moselbrücke mit seinen bestehenden Fundamenten aus spätrömischer Zeit fing es wieder an zu regnen, und wir behalfen uns mit einem einzigen Schirm zurück in die City, wo wir auf Wunsch von Messdiener O. zum wiederholten Mal im „Domstein“ einkehrten, aber jetzt drinnen in der Gaststube. Was tagsüber noch wie das erste Haus am Platze wirkte, zeigte sich abends als in die Jahre gekommene Touristenfalle mit dringendem Bedarf nach Renovierung und Update des gastronomischen Konzepts. Hier nahm man es gelassen hin, dass die Gäste reihenweise beschlossen, nie wieder zu kommen, denn täglich treffen neue Trier-Touries ein. Auch die Bedienung vom Nachmittag gähnte vor sich hin, sie hatte noch lange keinen Feierabend. Da auch die Gruppe nicht viel mehr als das Müde-auf-den-Tisch-Starren zu bieten hatte, lag es zur Abwechslung am allergischen Messdiener K., den Eingeschnappten, Gelangweilten, Undurstigen und Übermüdeten Verweigerer zu geben. Die Hotelbar ließen wir konsequent links liegen.

Dritter Tag

Das Wetter hatte sich beruhigt – Sonnenschein den ganzen Tag. Messdiener K. legt Wert darauf, im Frühstücksraum des Hotels nach Möglichkeit einen 15-minütigen Vorsprung vor seinen Mitreisenden zu haben und er genießt die morgendliche Stimmung allein, nur mit einer Tasse Bohnenkaffee und dem Begaffen der anderen Hotelgäste. Hier bietet sich ein kleiner Exkurs an: Individualreisende in Kleingruppen sind die Besten, weit vor Paaren und Einzelreisenden. Sie sind noch ganz benommen von den Erlebnissen am Vortag oder dem ungewohnt schlechten Schlaf in fremder Umgebung. Wir selbst haben es ähnlich schon erlebt. Intensiv konzentrieren sie sich darauf, das Frühstücksbüffet zu erkunden. Bevor das touristische Tagesprogramm fortgesetzt wird, haben sich alle betont légèr angezogen, aber mit frischen Klamotten. Bequeme Schuhe, leichte Pullover in akzentuierten Farben, gerne auch nur um die Schultern geknotet. Der Frühstücksgast hat bereits geduscht und müffelt daher in der Regel nicht, sondern riecht recht frischlich.

Das Frühstückangebot fiel gegenüber Aachen deutlich ab und bekam nur Note 3- .

Wir duften das Auto noch in der Hotel-Tiefgarage lassen. Es gab ein paar letzte Pflichtpunkte:

  • Die Konstantinbasilika
  • Das archäologische Landesmuseum
  • Die römischen Thermen
  • Letzter Bummel durch die City

Die Thermen, die im Morgendunst echtes spätantikes Flair verströmten (man wähnte sich mit halbgeschlossenen Augen in Rom), umrundeten wir ohne unnötig Eintritt zu zahlen, nur von außen. Das Landesmuseum, dem wir dann eine ganze Stunde opferten, öffnete erst um 11 und wir schoben vorher die Konstantinsbasilika dazwischen. Dann verschwanden wir endgültig aus Trier.

Rückfahrt durch das untere Moseltal

Moselabwärtsfahren bedeutet im Trend Nordöstlich fahren, und das ist die Himmelsrichtung, die wir stets mit Anflügen von Depression oder zumindest deutlichem Unbehagen verbinden. Während der Fahrt durch das Moseltal stoppten wir nur sehr spärlich, um hier und da ein Foto zu schießen. Touristisches Highlight war ein Besuch in der malerischen Altstadt von Bernkastel. Wir haben in deutschen Landen selten einen solchen touristischen Auftrieb wegen Nichts erlebt. Busse- und Dampferweise wälzte sich das Volk durch die Stadt um irgendwo in einer der zahlreichen Imbisstuben mit Sitzgelegenheit einen billigen Fraß zu vertilgen. Immerhin gab dieses Phänomen eine kleine Fotoserie ab. Wir kehrten nicht ein und kauften noch nicht mal ein Eis. Nach einem kurzen Stop in Zell, wo wir einem alten Mythos (Mosel-/Eifelreise zu dritt im grünen R5 ca. 1982) nachgehen wollten (ja, tatsächlich existierten das Hotel zur Post noch, und tatsächlich war es immer noch das scheusslichste im Ort) ging es weiter zum eigentlichen Ziel des dritten Ausflugtages: Ediger-Eller, Destination und Kulminationspunkt zahloser Familien-Urlaube des Messdieners O in der letzten Dekade. Nach einer Führung durch den Ort kehrten wir auf der höher gelegenen Terrasse einer beliebten Schnitzelkneipe ein und erlebten das gegenseitig-frozzelnd-derbe-Bälle-Zuspielen zwischen dem Kneipier und dem als Stammgast erkannt werden wollenden Messdiener O. Nach dem Mahl fuhren wir ohne Pause (bis auf ein Foto von einem Oldtimer-DKW) schweigend bis Paderborn.

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