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2007 Von Roermond bis Maastricht

By 19. April 2010Dezember 22nd, 2012Messdienerausflüge

2010 aus der Erinnerung geschrieben

Unser vierter Messdienerausflug am 30. Mai 2007

Zielgebiet

Prolog

Die Idee zu dieser Strecke als mögliches Ziel eines Messdienerausflugs kam bei einem Besuch am Lippesee bei Sande. Schau dir das Bild links an: Wer etwas Fantasie hat, der denkt weiter als an einen Baggersee am Rand der Senne. Das ist Maritimik pur, ein Wassersport-Revier, das nicht mehr endet, die ganze Lippe runter, bis an den Rhein, der mit der Maas zusammenfließt und kurze Zeit später in die Nordsee mündet. Holland, Seefahrernation, zivilisiertes, ur-Europäisches Kerngebiet von Basel bis Rotterdam. Wasser, Lippesee, Holland, Nordsee, Maas, ist das nicht alles eins?

Messdienerausflug 2007

Messdiener D. besitzt seit 2007 eines der besten Navi's unserer Zeit welches während der Fahrt praktischerweise auf das „Armaturenbrett“ gestellt wird – im Gegensatz zu den primitiven Modellen, die man mit einem Saugnapf an die Scheibe kleben muss. Währen der Fahrt kann keine Batterie auslaufen oder sich erschöpfen, weil es über eine Schnur von irgendwoher mit Strom versorgt wird. Das Navi empfängt Signale aus dem Weltall, zeigt an und spricht mit Worten, wo es seiner Meinung nach hergehen soll. Große Klasse.

Bericht

Das Wetter war wieder ganz auf unserer Seite. Die Verkehrssituation rund um Roermond war so gestaltet, dass ein In-die-Stadt-Fahren mit größerem Zeit- und Suchaufwand verbunden schien. Wir wollten auch nicht als erstes in einer Stadt rumrennen, und so überquerten wir die Maas. Das oben erwähnte Navi war nur auf Roermond programmiert und wusste danach nicht nur nicht weiter, sondern wollte uns, wie Navis so sind, mit allen möglichen Tricks wieder zurück schicken. „Versuchen Sie zu wenden. Wenden Sie sofort“. Warum siezt es uns? Ist es das Verhältnis Meister/Schüler? Normalerweise stellt man ein neues Ziel ein oder schaltet das Teil ab. Das neue Ziel stand noch nicht fest, sondern bedurfte eingehender Diskussion. Abschalten hingegen vertrug sich keinesfalls mit dem Besitzerstolz des Messdieners D. Also durfte das Navi auch die nächsten fünf Stunden ungestraft permanent Vorschläge und Drohungen aussprechen, nur um beharrlich an Roermond festzuhalten. Selbstverständlich ignorierten die Messdiener D. und O. ebenso beharrlich die korrekte niederländische Ausspracheweise dieser Stadt an der Mündung der Rur. „Röhrmond“ in der Betonung wie z.B. “Vollmond“, nur um ihren Kameraden K. zu ärgern. Wie Mobbing. Direkt nach der Maasbrücke verfuhren wir uns erst mal anständig und querten die Maas noch weitere zwei mal. In der Zwischenzeit hatten wir uns auf Wessem am linken Ufer geeinigt. Dem Kartenbild nach ein netter kleiner Ort inmitten eines gigantischen Wasser-Freizeit-Reviers. Die Erwartungen trafen fast zu.

Zunächst wurde das obligatorische Frühstück eingenommen. K.’s Hoffnungen auf die örtliche Gastronomie erfüllten sich natürlich wieder nicht, denn mitgebrachte sog. „Verpflegung“ war reichlich vorhanden, und die hatte Vorrang.Nach dem Frühstück erkundeten wir den Ort, der sich etwas zu lang hinstreckte und in dem im Grunde nix los war. Wessem hätten wir wesentlich straffer angehen sollen. Ursprünglich gemachte Fotos von der Ortsmitte haben wir wieder gelöscht, da sie nicht viel hergaben.

Messdienerausflug 2007

Beim ersten Frühstück am Maasufer im niederländischen Wessem südwestlich von Roermond

Messdienerausflug 2007

Die Messdiener ignorieren die örtliche Gastronomie

Messdienerausflug 2007

Erkundungsgang durch Wessem

Wir waren froh, als es endlich weiterging. Die frühsommerliche N273 (NL) / N78 (B) von Venlo nach Maastricht ist eigentlich ideal für das entschleunigte Reisen. Die Attraktionen halten sich in Grenzen, es wird aber auch nicht öde, so dass man leicht dösend gepflegt voran kommt.

Messdienerausflug 2007

Weiterfahrt auf der N78 Richtung Maaseik (B)

Messdienerausflug 2007

Maaseik (B): links: Schoko-Regal im Supermarkt, rechts: Einkehr in Kneipe am Markt

Messdienerausflug 2007

Die Maas bei Maaseik ist nicht viel breiter als die Alme bei Borchen

Maaseik liegt auf belgischem Gebiet. Zunächst bogen wir in die Stadt ab. Ein Parkplatz war problemlos zu finden. Es handelt sich um den Typ „kleines Städtchen“ – das heißt überschaubar, kompakt, städtisches Flair, vergleichbar mit Delbrück oder Salzkotten, jedoch niederländischer Prägung. Es war Wochenmarkt, der uns aber nicht betraf. Wir suchten vor allem auf Betreiben des Messdieners K. einen Supermarkt auf, um dort holländisch-/belgische Spezialitäten einzukaufen: „Heineken, Douwe Egberts Koffie, Calvé Pindakaas, Côte d’Or Schokolade. Anschließend kehrten wir ein. Ob dort mehr als die absolute Mindest-Kleinigkeit, welche lediglich ein kurzes Verweilen legitimieren half, oder gar etwas Essbares bestellt wurde, weiß ich nicht mehr.

Nach dem Verstauen der Mitbringsel besuchten wir der Vollständigkeit halber noch die Maasbrücke um das eine oder andere Foto zu schießen. Neben der Brücke befand sich auf belgischer Seite ein ehemaliges Grenzkontroll-Gebäude aus den 1950er Jahren, also einer Zeit, als sogar zwischen Belgien und den Niederlanden noch kontrolliert wurde.

Beim Weiterfahren wurde der eingeschlagene Verlauf beibehalten: Die N78 gab den groben Kurs vor, immer wieder jedoch schweiften wir ab auf Nebenstrecken mit Maas-Kontakt. In Frankreich würde man sagen: „par la Corniche“. Anlässlich einer kurzen Rast brach der ewig hungrige Messdiener K. das Fasten und fraß bereits die erste Mitbring-Côte d’Or auf und versuchte anschließend, einen eingesperrten Hofhund durch provozierendes Anbellen zu ärgern. Diese Übung gehört zu den leider selten praktizierten Reiseritualen, wenn es sich halt ergibt.

Messdienerausflug 2007

Die Messdiener hielten an, um über die Mauer zu schauen. Der Radweg war mit einer Barriere aus Stroh versehen

Messdienerausflug 2007

Messdiener K. frisst bei erstbester Gelegenheit die Côte-d'Or-Schokolade auf, die er in Maaseik gekauft hat.

Messdienerausflug 2007

Messdiener K. liebt es, sich vor eingesperrten fremden Hunden aufzubauen und sie durch anbellen anzustacheln, wenn möglich, bis zur Weißglut.

Bis Maastricht zog es sich länger hin als wir dachten, und der eigentlich als Krönung vorgesehene Tagesordnungspunkt „Aachen“ wurde sehr bedenklich. Es lässt sich eben doch nicht alles so straff organisieren, wie man möchte. Maastricht wirkt nicht so extrem niederländisch wie die Städte im Kerngebiet, es hat einen leicht belgisch-/flämischen Einschlag, dazu etwas gebirgig. Wir erkundeten die City zu Fuß. Ziel war die Kneipe „Café Charlemagne“, in der Messdiener K. in Vorzeiten mit seiner Mutter frohe Stunden verlebt hatte. In der Erinnerung ein Ort für die klassenlose Gesellschaft vom Punker bis zum Banker, mit der lokalen Biersorte „Ridder Pils“ als verbindendem Element. Wir durchackerten die Straße und Plätze systematisch, prüften auch, ob eventuell nur eine Umbenennung das Wiedererkennen schwierig machte, aber es half nichts. Wir fanden das Charlemagne nicht wieder. Die Messdiener D. und K. hatten bald jedes Verständnis und die Lust sowieso verloren, als K. einlenkte und sich mit einer beliebigen anderen Kneipe am Vrijhof, dem großen Platz in der südlichen City (der andere große Platz in der nördlichen City ist etwas ungemütlich-/offen-/zugiger und lohnt nicht) einverstanden erklärte. Wiederum machte er sich vergeblich Hoffnungen auf etwas Leckeres zu essen. Mehr als ein Bier (Affligem, Heineken) für die Alkoholiker und einen dünnen Espresso für die Fahrer lag nicht drin.

Messdienerausflug 2007

En passant: städtisches Flair in Maastricht

Messdienerausflug 2007

Eine schlimme Sünde: Hier wurde eine ehem. Dominikanerkirche zur Buchhandlung umgebaut.

Messdienerausflug 2007

Die Messdiener auf dem Weg zum Maasufer in Maastricht

Messdienerausflug 2007

Neue Konzepte im Einzelhandel: Klamotten und Schwulen-Café.

Messdienerausflug 2007

Schwule im Klamotten-Café

Messdienerausflug 2007

Die größte der Maastrichter Kneipenmeilen am Vrijthof mit wenigen freien Plätzen für arme Messdiener mit knappem Budget

Messdienerausflug 2007

Nach langem Hin und her fanden wir doch noch einen Platz

Messdienerausflug 2007

Messdiener D. ist der Fahrer (Espresso). Messdiener O. hat sich für ein Heineken entschieden.

Messdienerausflug 2007

Wunsch und Wirklichkeit: Während Messdiener K. wie schon 2006 in Limburg von knackigen Salaten, saftigen Steaks und knusprigen Pizzen träumt, ist real nur ein winziges Affligem drin. Auf langes Betteln und Drängeln hin wird schließlich eine Friture angesteuert, wo K. sich mit einer Portion Pommes eindeckt, die in der Tüte vollkommen unter der an Hundekacke erinnernden Pindasaus schwimmen.

Mehr aus Mitleid als aus Hunger gewährten die Obermessdiener dem Kameraden K. als letzten Genuss des Tages eine Tüte Pommes mit Pindasaus aus einer Anstalt mit der eher belgischen Bezeichnung „Friture“. Danach ging es wieder zum Auto und siehe da – das Navi wurde endlich von seinen Roermond-Obsessionen erlöst. Ihm wurde Paderborn als Ziel vorgegaukelt. Allen war im Stillen klar, dass das jetzt nichts mehr mit Aachen zu tun hatte. Verschoben statt aufgehoben? Man weiß es nicht.

Epilog

Wir wollen bei dieser Gelegenheit noch darüber aufklären, warum der Tagesordnungspunkt „Charlemagne“ letztendlich scheiterte:

  • a) war die Maastrichter Brauerei Ridder abgewickelt worden,
  • b) hatte es im Zuge dessen auch die von ihr mitbetriebene Kneipe in den Abgrund gerissen (inzwischen offensichtlich aber wieder vorhanden) und
  • c) haben wir bei unseren Wanderungen die Kreise einfach nicht weit genug gezogen.

Minimal weiter südlich, am „Onze lieve Vrouweplein“, direkt neben der romanische Basilika, die wir auch nicht gefunden haben, weil wir eine andere für sie hielten, findest du das „Charlemagne“, eine der vermutlich besten Kneipen der Welt. Seine Website und Google Street View liefern den Beweis.

Messdienerausflug 2007

Blieb letztendlich Mythos: Die vielgepriesene und vergeblich gesuchte Ridder-Pils-Kneipe „Café Charlemagne“ (Archivbild von früheren Reisen)

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