Sonntag, 26. November 2023
9.10 Uhr Abreise. Ankunft Eckernförde Punkt 13 Uhr inkl. Brötchenkauf bei Goeken Backen und Verfahren im Riemekeviertel. Auf der Autobahn nix los. Hamburg lässig. Am Schinkenbrötchenübergabepunkt (A2, ohne Anhalten in Höhe Parkplatz Papenbrink bei Rinteln) wurde planmäßig das Käsebrötchen – kein Schinken – ausgepackt.
In Eckernförde machten wir einen eisigen Strandspaziergang, kehrten im Haus unserer damaligen Wohnung (März 2018) unten bei „Adele“ ein. Es war voll, aber wir fanden noch Platz am Katzentisch. Gegenüber saßen bereits unsere neuen Freunde aus Köln, die erst in der Woche zuvor nach Eckernförde gezogen waren, und sich in einer anhaltenden Phase des Eingewöhnens befanden. Sie sagten, sie seien innerdeutsche Klimaflüchtlinge, in Köln sei es ihnen generell zu heiß geworden. Horst (er heißt doch Horst?) riet ich, sich den in Köln üblichen Schnauzbart wegzurasieren. Schnauzbärten begegnet man in Schleswig Holstein argwöhnisch misstrauisch reserviert, das sollte er für eine erfolgreiche Assimilierung wissen. Wir verabschiedeten uns und gelangten durch die Fußgängerzone, wo sich seit 2021 wenig getan hatte, wieder zu unserem Moped. Die Läden waren aus Anlass „Totensonntag“ geschlossen.
In Kappeln funktionierte der Zugang zur Wohnung wie beschrieben. Keine Schlüssel, sondern RFID-Karten, wie in Hotels. Beim ersten Erkundungsgang durch die Stadt mussten wir feststellen, dass eines der Fundamente dieses Urlaubs, nämlich der mehrmals täglich geplante Besuch der Bäckerei Günther ausfallen wird: Günther ist vom Oktober-Hochwasser betroffen und nun dabei, seinen Laden gründlich zu renovieren. Durchgefroren kehrten wir heim und machten auf gemütlich.
Montag, 27. November 2023
Bäckerei Meesenberg enttäuschte. Ansonsten bemühen sie sich in Kappeln, das trostlose Stadtbild, das sich bei unserem Besuch 2020, eine Woche vor Corona-Ausbruch, noch ergab, zu überwinden. Einiges war neu enstanden, andere hatten renoviert. Insgesamt war es nicht schlimmer geworden. Unsere Wohnanlage liegt direkt neben einem neuen Hotel in einem alten Speichergebäude – ab sofort unser Lieblingshotel hier. Im Frühstücksraum, wo hinein man mühelos peilen konnte, haben wir sorgenvollerweise allerdings nur einen einzigen Gast gesehen.
Wir kauften bei Günther’s provisorischem Verkaufswagen Backwaren, die uns überteuert und nicht besonders herausragend erschienen. Damit sind wir mit Günther durch, Mythos zuverlässig zum Platzen gebracht. Am Nachmittag wanderten wir 9 km (h. u. z.) nach Arnis. Es war kalt, windig, grau. Furchtbar. In Arnis war wie erwartet, der Hund verfroren. Einziger Lichtblick: Bäckerei Verhoeven – wo wir wegen der zeitlichen Nähe zum Güntherkuchen leider nicht einkehrten – ein Jammer.
Die Sonntags/Montags-Fotos
Dienstag, 28. November 2023
Das Wetter wechselte zwischen Grau in Grau und Sonnigkeit. Am Nachmittag schnie es sehr leicht. Brötchen und Schleibote gab es direkt beim etwas altmodischen Backstübchen Brix – keiner der hiesigen Ketten angehörig, qualitativ „ok“. Kerle frühstückten. Im Frühstücksraum des Hotels Südspeicher waren insgesamt 4 Tische belegt mit Einzelreisenden. Als anstehende Tagesfahrt sollte heute trotz Temperaturen um 0° eine Wanderung am Strand im Bereich Gut Oehe, Kronsgaard und Maashom unternommen werden. An den entsprechenden Strandparkplätzen waren wir die einzigen. In der Ferne kurvte ein Bagger herum, der anscheinend an der Reparatur des bei der Oktober-Sturmflut eingerissenen Deiches arbeitete. Der Baggerfahrer kam dann auf uns zugefahren und meckerte uns an, hier wäre Halteverbot, wir sollten abhauen. Ein Wichtigtuer, der selbst lieber zuhause mit der Fernbedienung in der Hand auf dem Sofa gesessen hätte, natürlich ohne Hose. Wir entsprachen seinem Wunsch, drehten sehr langsam und fuhren zu Gut Oehe. Die großen Parkplätze rund um das Gut waren ebenfalls leer, erlaubten das Parken allerdings nur dort einkehrenden Gästen und das auch nur für max. 90 Minuten. Rote Schilder zeigten eindeutig: Kein Strandbesuch, keine Spaziergänge ! Wir traten den Rückzug an und waren mit dem wärmstens empfohlenen supertollen Gut Oehe endgültig fertig. Ach ja, bevor es weiterging, nahmen wir – wo wir schon mal in der Nähe waren – einen Rundgang durch Maasholm an der wunderschönenen Schlei-Lagune. Wie zu erwarten, war nix los. Gar nix. Alle Läden und Gastronomien verrammelt. Nur eine Maasholmerin sprach uns auf das Wetter an und drei rundliche Fischer standen am Hafen, mochten aber wegen der Kälte nicht auslaufen. Nächster Versuch: Zurück über Kappeln und Olpenitz, Parken beim Lobster am Weidefelder Strand. Das Lobster: selbstverständlich geschlossen. Wir stolperten am von der Flut verwüsteten, dennoch kurtaxepflichtigen Strand bis zum Ortsanfang von Schönhagen, dem Ort mit der düsteren Krebs-Rehaklinik, die wie ein verlassenes Spukschloss wirkt. Durchgefroren kamen wir später beim Auto wieder an und tummelten uns noch kurz im mittlerweile sehr gigantischen Resort Olpenitz: Zunächst Kaffee Käsekuchen bei EDEKA im Hafensupermarkt, dann rüber auf die Nordseite, wo wir 2014 und 2020 geruhsam zwischen Baustellen gelebt hatten. Ab Dämmerung war das reguläre Abendprogramm daheim bestimmend. Leise rieselte der Schnee. Es reift die Erkenntnis, dass wir in der absoluten Un-Woche angereist sind. Erste Vorzeichen von Weihnachtsssaison zeigen sich bald, ab 3. Dezember: Kneipen machen wieder auf und in St. Nikolai wird J.S. Bachs Weihnachtsoratorium Teile 1 bis 3 aufgeführt, mit
- Camerata Flensburg
- Propsteichor Angeln
Dann sind wir wieder weg.
Die Dienstags-Fotos
Mittwoch, 29. November 2023
Der Flensburg-Tag. Es wurde nicht wärmer als –2° und doch gewöhnten wir uns daran. Wir haben schon bei +10° mehr gefroren. Langsam und über Umleitungsstrecken kamen wir vorbei an Langballig (2016, verpasstes Foto, auch heute wieder verpasst) und dem Abzweig nach Glücksburg (ebenfalls verpasst, der Umweg hätte sich gelohnt) und gerieten irgendwie nach Flensburg. Von weitem konnte man das dänische Ufer der Förde sehen. Vom verheerenden Oktober-Hochwasser war oberflächlich gesehen nichts mehr zu spüren. Wir parkten etwas abseits an der Ostseite der Förde bei den markanten und inzwischen aus der Mode geratenen Tonnendach-Hochhäusern aus den 1990er Jahren und zogen um das Förde-Südende in die nördliche Fußgängerzone. Erste Station: Saturn, Besorgung eines Ersatzteils. Sodann: der Museumsberg mit der Ausstellung Schwarz Weiß. Nun ja. Dennoch fanden wir ein paar Inspirationen. Vor allem der Blick von oben runter war ein Erlebnis, und wir konnten die leblos verfrorenen Finger wieder auftauen. Wir verzichteten darauf, an der Kasse den Eintritt zurückzufordern mit der Begründung „so toll hat es uns nun auch nicht gefallen“. Vom Schleichen (Museen erarbeitet man sich schleichend) stellte sich die obligatorische Rückenlähmung ein, die nur mit Kaffee und Kuchen wieder zu heilen ist. Ein sehr kleines Café am Nordermarkt versprach Atmosphäre, löste sie aber nicht wirklich ein. Supertolle Torten, von denen wir teilweise die falschen erwischten. Gesamturteil „noch ok“. Station 4 eine zur Zeit noch geheim zu haltende Aktion nördlich des Bahnhofs, und Nr. 5 das vorläufige Captain’s Dinner (es soll noch ein weiteres in Kappeln stattfinden) bei Gosch/Sylt am Fördeufer. Dort war es gemütlich, warm, man hatte Blick und sie nervten nicht rum mit Belästigungen à la „Ist bei Ihnen noch alles in Ordnung ?“ Da das Auto heftigen Druckverlust auf den Reifen meldete, mussten wir auf dem Rückweg an die Luftpumpe. Operation ohne Handschuhe im Dunkeln bei -3°, aber wir bekamen es hin. Über die allernördlichste Bundesstraße in Ost-West-Richtung, die B199, ging es wieder heim. Kein Gedanke an das Foto bei Langballig, später aber auch kein Abendspaziergang, sondern ein Kakäuchen mit Musik.
Flensburg-Fotos
Freitag, 1. Dezember 2023
Huch, schon Freitag ? Ja. Gestern war nix los und es kam zu keinem Eintrag ins Klassenbuch. Lediglich eine komische Fähre wurde von einem Schlepper aus Cuxhaven (durch den Nordostseekanal) gebracht und hier uns vor die Tür gesetzt. Sie soll ab 3. Januar 2024 weiter schleiaufwärts zum Einsatz kommen, die Lokalpresse berichtete. Abends waren wir planmäßig den Verlockungen der Vinothek unten am Hafen erlegen, noch die gute Vinothek in Esslingen am Neckar im Sinn. Es war ganz schön, nur nicht soooo schön. Wir zahlten die überraschend hohe Summe X und vereinbarten, den Mantel des Schweigens und des Vergessens auszubreiten. Bei –10° auf dem Heimweg beschlossen wir den Abend heimelig daheim.
Doch nun zum Freitag. Es wurde schon vormittags sehr warm (0°) und wir fuhren, bevor der schöne Schnee womöglich wegtaute, mit dem Auto, welches in der Tiefgarage des Hauses durch Abfallen sehr dreckigen Schneematsches den hellen Garagenboden ruinierte – Sachbeschädigung ? – Richtung Lindaunis, um dort echte Schleiregion-Winterfotos zu finden. Damit ist es uns gelungen, innerhalb von nur 25 Jahren sowohl in Lindaunis Kreis Schleswig-Flensburg als auch in Lindau am Bodensee gewesen zu sein. Ein Fall für das Guinness-Buch der Rekorde, wie wir meinen. Die berühmte Brücke, die auf der identischen Trasse bis 2023 sowohl Autos als auch Züge der Strecke Flensburg–Kiel über die Schlei führte, ist marode, teilweise bereits abgebrochen und teilweise im Neubau. Wir hatten Gelegenheit, in die neuen Fundamente hineinzuschauen und schätzen die Tiefe bis zum Schleiboden auf gruselige und erschaudernde 8 bis 10 Meter. Nun fehlten noch Winterfotos vom Strand. Passend im Hagelschauer kamen wir wieder bei Schönhagen (der Ort mit der düsteren Anstalt) an. Zuerst kehrten spontan wir bei „Seestern“ ein, einer kleinen, schlichten Wochenend-Gelegenheitgastronomie. Gemütlich ! Waffeln ! Leckere ! Dann weiter ! Der Kerl von der Vinothek hatte uns gestern den Kuchen bei Café Alte Schmiede in Kappeln empfohlen, und so kam zum ersten Kaffeetrinken theoretisch ein Zweites, nur dass es sich diesmal um Green Tea handelte. Zwei Uniformierte stellten die Personen-Anzahl fest und wiesen uns einen Tisch zu. Beim Kuchen entschieden wir uns für „gar keinen“ (Person 1) und Heidelbeer-Mohn-Torte (Person 2). Geschmacklich kann man sagen, immerhin nicht zu süß. Obwohl sie geheizt hatten, kehrten wir bei Dämmerung (16.10 Uhr) letztendlich tiefendurchgefroren heim.
Wir schließen für heute mit einem Songtext in Tannenbaum-Design:
Lasst
uns frohoh
uhund munter
sein und uns
rehecht vohon Herzen
freu’n ! Lustig
lustig traleralala
bald ist Nikolahaus Abend da.

Schnee-Fotos
Samstag 2. Dezember 2023
Es ist schon der 2. Dezember, doch im Rotary Adventskalender hatten wir wieder nichts gewonnen. Beim Bäcker (8.10 Uhr) waren 5 Frühstückstische belegt, 3 Leute frühstückten bei 1° draußen, 4 standen hinter der Theke und die Hol-Kundschaft bestand wie zu erwarten nur aus alten Kerlen. Wir kauften nur die Hälfte der benötigten Menge und den Rest der Abrundung des Erlebnisses wegen am provisorischen Verkaufsstand von Günther am Hafen. Es gab ein sog. „dänisches“ Brötchen, das aber mit der formgleichen Thebirke nichts zu tun hatte. Nun. Vor der anstehenden Flensborg-Fahrt genossen wir die weißpudrig beschneite Natur draußen, tranken einen zweiten Kaffee, hörten „Weihnachts-Jazz“. Kitschig, aber wirkungsvoll. Die Fahrt schloss die Zwischenziele Langballig, Langballigau und Glücksburg (dänisch Lyksborg) ein, letzteres sogar auf dem Hin- und Rückweg. In Langballig sollte das Foto von der Dorfkulisse erledigt werden, auf das wir seit 2016 warten. Das sonnige Licht hätten wir uns lieber dämmrig illuminiert gewünscht. Von den vielen Gastronomien im Hafen von Langballigau war eine immerhin dabei, gerade zu öffnen. Wir fuhren weiter und drehten eine Runde zu Fuß durch Lyksborg. Es war alles wie damals und vielleicht etwas anders. Beim Schloss sollte ab 12 Uhr ein Weihnachtsmarkt stattfinden. 3/4 der Buden hatten noch zu und die Leute murrten, eine Dame wandte sich enttäuscht-besorgt an uns. Flensborg dagegen war proppevoll, proppe ! Durch die Fußgängerzone wälzten sich tausende Dänen, alle fröhlich und dem Glühwein zugeneigt. Teil 2 unserer geheimen Operation von Mittwoch wurde erfolgreich abgeschlossen. Uns interessierte plötzlich der Bahnhof und siehe da: noch erbärmlicher als der alte Paderborner. Wir bekamen spontan Mitleid. Immerhin waren 2 Gleise schon elektisiert. An eine Einkehr war in der Fülle nicht zu denken, da die Fußgängerzone (Norderstraße, Große Straße, Holm) wenig Gastronomie aufwies bzw. die falsche à la „Extrablatt“. Experimentellerweise widmeten wir uns erneut der Erkundung des Höhenzuges westlich der City mit den markanten Gebäude-Skyline on top, aber die Atmosphäre dort war zu sehr durch Abschiedenheit und Aussicht auf Nichts geprägt. Hungrig kamen wir wieder am sehr entfernt abgestellten Auto an und setzten einen letzten kleinen Höhepunkt in Glücksburg im Pavillon des schicken Strandhotels, wo per Selbstbedienung im Gosch-Style ein kleiner Verzehr anstand. Wir saßen am gemütlichen Kaminfeuer. Für das Dämmerfoto in Langballig war es nun zu spät.